Geschichte


Die Geschichte der Freien Turnerschaft Würzburg





Die freien Turner entstehen. "Frisch, frei, stark und treu" (FEST) lautet seit 1899 die Losung all jener zahlreichen sportlich aktiven Handwerksgesellen und Arbeiter, die sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts von der bestehenden bürgerlichen Turnbewegung lossagten, um sich von nun an in eigenen Arbeitersport- und Kulturorganisationen zu vereinen.
Mit dieser Devise, einer Abwandlung des Turnergrußes "Frisch, fromm, fröhlich, frei", und dem Bundesgruß "Frei Heil" wurde dabei gleichzeitig die Unabhängigkeit dieser Arbeiter von der Sportorganisation dokumentiert, die sich vor allem nach der Reichseinigung von 1871 immer nationalistischer gebärdete und den Sport zunehmend als vormilitärische Ausbildung und Wehrertüchtigung verstand.
Konnte doch nach Ansicht der "Deutschen Turnerschaft" (gegründet 1868) "das Turnen nur dann seine reichen Früchte entfalten, wenn es als Mittel betrachtet wurde, dem Vaterlande ganze und tüchtige Männer zu erziehen" (Gothaer Resolution von 1861). Es ist daher auch kein Wunder, dass es vor allem die Anhänger der 1869 auf dem Eisenacher Kongress gegründeten Sozialdemokratischen Arbeiterpartei waren, die diesen Kurs innerhalb der Turnerbewegung nicht weiter mittragen konnten und die daher auch innerhalb der bürgerlichen Deutschen Turnerschaft zunehmend mit Benachteiligungen rechnen mussten. Stand doch gerade diese Partei der zunehmenden Militarisierung der Gesellschaft, den "Sedanstagen" und dem beginnenden Imperialismus besonders ablehnend gegenüber und stellte auch sonst radikale soziale Forderungen.
Es dauerte allerdings trotzdem bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts, bis aus dieser Unzufriedenheit mit dem "Deutschen Turnerbund" und der von ihm vertretenen Politik eine eigenständige Arbeitersportbewegung erwuchs, die von der Mark Brandenburg ihren Ausgang nahm und sich 1893 in Gera in der Gründung des Arbeiterturnerbundes (ATB) niederschlug.
Hatte doch zuvor das Sozialistengesetz Bismarcks vom 21. Oktober 1878 zur Eindämmung der "gemeingefährlichen" Umtriebe der Sozialdemokraten jede unabhängige Vereinigung der Arbeiter verhindert, indem es den Behörden bis zu seiner Aufhebung 1890 erlaubte, sozialdemokratische Vereine und Organisationen aufzulösen, ihre Veröffentlichungen zu beschlagnahmen und die verantwortlichen Rädelsführer auszuweisen.
Von diesem Zeitpunkt an aber setzte eine stürmische Aufwärtsbewegung bei den nun wieder zugelassenen Arbeitervereinen ein, die trotz der weiter anhaltenden Behinderung durch die Kommunen, eines zehnstündigen Arbeitstages der Arbeiter und einer generellen Sechs-Tage-Arbeitswoche dazu führte, dass sich die Arbeitersport- und -kulturbewegung vor dem Ersten Weltkrieg zu einer breiten Massenorganisation entwickelte, auch wenn zum Beispiel Jugendlichen weiterhin die Mitgliedschaft in diesen Vereinen untersagt blieb, da die Behörden eine Beeinflussung im parteipolitischen Sinn befürchteten. So umfasste der Arbeiterturnerbund, der 1893 mit 125 Vereinen und 10.655 Angehörigen gegründet wurde, im Jahr 1913 bereits 186.958 und 1920 sogar über 600.000 Mitglieder über 14 Jahren in über 5.000 Vereinen.
Ein ähnlicher Trend konnte auch bei den anderen Arbeitersportorganisationen festgestellt werden, die sich 1912 zum Dachverband "Zentralkomission für Sport- und Körperpflege" mit dem Sitz in Berlin und später in Leipzig zusammengeschlossen hatten. So verfügte zum Beispiel der 1896 in Offenbach gegründete Arbeiterradfahrerbund "Solidarität" im Jahr 1920 über 150.000 Mitglieder in 3.000 Ortsgruppen und war damals der größte Radfahrerbund Deutschlands. Der Arbeiterathletenbund von 1906 hatte 250.000 Mitglieder und der Touristenverein "Die Naturfreunde", gegründet 1895 in Wien, umfasste 230.000 Mitglieder. Aber auch die anderen Organisationen, der Arbeiterwassersportbund mit 38.000, der Verband "Volksgesundheit" mit 14.500, der Arbeiterschachbund mit 6.000, der Arbeiterschützenbund mit 1500 und der 1909 in Magdeburg gegründete Arbeitersamariterbund mit 9.000 Mitgliedern im Jahr 1920, konnten sich durchaus sehen lassen. Während der Weimarer Republik, die zur Blütezeit der Arbeitersportbewegung wurde, stiegen diese Zahlen sogar noch weiter an.
Das erklärte Ziel all dieser verschiedenen Vereine war es dabei, die Körperkultur der Arbeiter zu pflegen, denen ja im Vergleich zu den besser gestellten Kreisen nur sehr wenige Erholungsmöglichkeiten zur Verfügung standen. Des Weiteren sollte mit ihrem Angebot ein Ausgleich für die meist eintönige Arbeit in den oft gesundheitsschädlichen Betrieben geschaffen werden, in denen die Arbeiter ihren kargen Lohn verdienten. Und es sollte der Tuberkulose vorgebeugt werden, die damals als reine "Proletarierkrankheit" galt. Für die ersten Forscher, die sich bereits 1922 mit der Geschichte des Arbeitersports beschäftigten, war es aber darüber hinaus außerdem klar, dass mit der sportlichen Betätigung der Arbeiter aber auch ein Beitrag zur Stärkung der "Volkssitte" geleistet wurde, da die Arbeiter hierdurch "von übermäßigem Alkoholgenuss und sexuellen Abschweifungen ferngehalten" wurden. (Fritz Kühn)

Die Arbeitersportbewegung in Würzburg

Eingebettet in diese allgemeine Entwicklung dauerte es daher auch in Würzburg bis in die neunziger Jahre des 19. Jahrhunderts, bis sich auch hier, zunächst 1893 im damals noch nicht eingemeindeten heutigen Stadtteil Heidingsfeld und einige Jahre später auch in Würzburg selbst, eigene Arbeitersportvereine bildeten, die der Freien Turnerbewegung angehörten.
Die Geburtsstunde unseres Vereins, der "Freien Turnerschaft Würzburg von 1899 e.V.", war gekommen. Kurze Zeit später, im Jahr 1901, wurde sogar ein eigener Turnbezirk für den Raum Würzburg gebildet, der vierte im siebten Turnkreis des Arbeiterturnerbundes, nachdem auch in Versbach, Unterdürrbach, Tüngersheim, Kleinrinderfeld und anderen Orten Sportvereine entstanden waren.
Anders als in anderen Städten jedoch fand unser Verein hier seine Anhänger und Freunde stärker bei den kleinen Handwerksgesellen und Tagelöhnern der Stadt, da aufgrund der herrschenden wirtschaftlichen Struktur in Würzburg die Industriearbeiterschaft zahlenmäßig nur gering vertreten war.
Würzburg hatte erst relativ spät, nach der endgültigen Aufhebung der Festungseigenschaft 1867 und der Schleifung der Befestigungsanlagen, an der allgemeinen wirtschaftlichen Aufwärtsbewegung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts Anteil genommen und sich in der Folge zu einer Verwaltungs- und Beamtenstadt entwickelt, deren Bevölkerungswachstum weit hinter dem anderer industrialisierter Zentren, wie Nürnberg oder Augsburg, zurückblieb.
Trotzdem stieg die Bevölkerung in dieser Zeit aber auch hier von 33.414 Einwohnern im Jahr 1867, über 48.538 Menschen (1880), auf über 75.497 Einwohner im Jahr 1900 an, von denen die meisten allerdings als zugezogene aus der näheren bäuerlichen Umgebung der Stadt stammten. 1870 waren zum Beispiel nur 12.775 der 40.004 Einwohner geborene Würzburger. Städtische und staatliche Verwaltungsbehörden, die Universität und ihre Bediensteten und vor allem das Kleingewerbe prägten das Bild der Stadt, da in Würzburg die Zahl der Selbständigen nach der Einführung der Gewerbefreiheit 1868 stark angestiegen war (um 37,8% innerhalb von drei Jahren).
Demgegenüber gab es aber vergleichsweise nur wenige größere Industrieunternehmen, obwohl von hier aus mit der Gründung der Firma Koenig und Bauer 1817 die Industrialisierung in Bayern ihren Anfang genommen hatte, und im Gefolge des Eisenbahnbaus auch in Würzburg einige Industrieunternehmen, wie die Waggonfabrik Noell und die Maschinenfabrik Reinhardt, entstanden waren.
Ein scheinbar schwieriges Feld also für die Gründung eines Arbeitersportvereins, wenn auch die guten Ergebnisse der Würzburger SPD in den Reichstagswahlen von 1877 (11,5%) und 1878 (11,8%), die weit über dem bayerischen Durchschnitt und sogar über dem Reichsdurchschnitt der SPD lagen, durchaus zu berechtigten Hoffnungen Anlass gaben.
Allerdings hatte auch in Würzburg das bereits erwähnte Sozialistengesetz "gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie" nach 1878 zum vollständigen Zusammenbruch der Arbeiterorganisationen geführt. Dennoch setzte auch in Würzburg ebenso wie im ganzen Reich schon bald nach der Gründung des Vereins 1899 eine rapide Aufwärtsentwicklung ein, so dass der Verein im Jahr 1914 bereits über annähernd 600 Mitglieder in mehreren Abteilungen verfügte, von denen eine, die 1911 gegründete Fußballabteilung FTW, heute im wesentlichen das Gerüst des Vereins bildet. Das Training der freien Turner fand zu dieser Zeit noch in der Zellerauer Schulbaracke statt. Später wurde der Turnbetrieb jedoch in die Pleicher Schule und danach in die Stift-Hauger-Schule verlegt. Der Kriegsausbruch 1914 und der nachfolgende Weltkrieg brachten jedoch auch in Würzburg das Vereinsleben bald fast völlig zum Erliegen, da sie meisten der Aktiven in den Krieg ziehen mussten.

Die Weimarer Republik

Ein neuer Anfang musste also nach dem Ende des Ersten Weltkrieges 1918 gewagt werden, der nach anfänglichen Schwierigkeiten auch gelang und in Würzburg zu einer wahren Blüte der Arbeitersportbewegung führte, da es glücklicherweise nicht zu der anderswo zu beobachtenden Spaltung in den Arbeitervereinen kam, die mit der Trennung von SPD und KPD einher ging. Schon kurze Zeit nach dem Ende des Krieges zählte der Verein daher wieder über 500 Mitglieder und bekam von der Stadt ein Sportgelände unterhalb des 1891 begonnenen Pumpwerkes in der Mergentheimer Straße zugewiesen, auf dem fortan die Aktivitäten der Turnerschaft stattfinden konnten. Da sich hier aber die Trinkwasserquellen der Stadt befanden, und somit die Gefahr der Verunreinigung bestand, musste der Verein kurze Zeit später jedoch noch einmal umziehen und bezog sein heutiges Domizil, wobei sich der Sportplatz allerdings auf dem heutigen Gelände des Reitvereins befand.
In schneller Folge entstanden nun neue Abteilungen für Ringer, Gewichtheber, Boxer, Schwimmer, Kanu- und Rhönradfahrer, Faust- und Handballes oder wurden wieder belebt und sorgten dafür, dass die Freien Turner gerade in der nun folgenden Zeit der Weltwirtschaftskrise und der Massenarbeitslosigkeit, die den Verein vor große finanzielle Probleme stellte, eine Gemeinschaft blieben, in der viele Menschen nicht nur Sport trieben, sondern auch ein Heimat fanden. Die sportlich größten Erfolge des Vereins feierte aber damals die Schwerathletik-Abteilung der FTW, die sich aus dem 1894 gegründeten Stemmclub Attila entwickelt hatte, der sich 1929 der FTW anschloss. Vor allem ihr bester Sportler, Otto Menig senior, errang zu dieser Zeit mehrere nordbayerische Meisterschaften und stieß aufgrund seiner sehr guten Leistungen sogar bis zu den damals durchgeführten internationalen "Arbeiterolympiaden" vor.
Doch sollte nicht darüber vergessen werden, dass sich die Mitglieder der FTW zu dieser Zeit auch politisch stark engagierten, vor allem im Kampf gegen den zur Macht drängenden Nationalsozialismus. So wurde zum Beispiel sogar noch am 18. Februar 1933, also bereits nach der "Machtergreifung" der Nationalsozialisten, alle Fußballspiele der Freien Turnerschaften im Kreis Würzburg abgesagt und ein "restlose Beteiligung an der Kundgebung der Eisernen Front gegen die Nazis" am nächsten Tag in der Frankenhalle gefordert. Dazu hieß es im "Fränkischen Volksfreund", der Würzburger Arbeiterzeitung, von diesem Tage: "Es ist die Pflicht eines jeden Genossen, den am Sonntag stattfindenden Wahlkundgebungen und Demonstrationszügen beizuwohnen und sie mitzumachen. Der Ernst der Stunde verlangt, dass wir, wenn wir gerufen werden, unseren Mann stehen. Es geht um Sein oder Nichtsein des arbeitenden Volkes.
Die Kampfansage des Reichskanzlers (Hitler) "Vernichtung des Marxismus" bedeutet für uns das Verbot des Arbeiter-Turn- und Sportbundes, Aufhebung der Eigenheime und Einziehung des Vereinsvermögens. "Genossen: Wenn wir das mit großer Mühe Errungene und Erkämpfte nicht preisgeben wollen, heißt es handeln. Zeigt unseren Gegnern, dass wir da sind, wenn der Ruf an uns ergeht." Und einige Wochen später, am 04. März 1933, erfolgte noch einmal der Aufruf an alle Arbeitersportler: "Kampf gegen jede Unfreiheit des Geistes! Kampf jeder Knechtschaft und jeder Tyrannei!" Doch gelang es trotz dieser Entschlossenheit nicht, das Unglück abzuwenden, das nun über die Arbeiterbewegung und ihre Sportvereine hereinbrach.

Die schwärzeste Stunde der freien Turner Denn schon bald nach der nun folgenden Reichstagswahl vom 05. März 1933, bei der die NSDAP in Würzburg einen Stimmenzuwachs von beinahe 12% gegenüber dem November 1932 verbuchen konnte, wurden auch in Würzburg die Partei- und Gewerkschaftshäuser besetzt, die Stadträte und Parteiführer der SPD in "Schutzhaft" genommen und die Arbeitervereine aufgelöst, die von den neuen Machthabern als politische Organisationen betrachtet wurden. Das Eigentum dieser Vereine, einschließlich der Sportgeräte, wurde beschlagnahmt und von der NSDAP für Parteizwecke verwendet. Arbeitersport war damit in den nun folgenden Jahren bis 1945 in Würzburg nicht mehr möglich und die Tätigkeit in den damals noch bestehenden Abteilungen Faustball, Handball, Leichtathletik, Wassersport, Ringen, Gewichtheben, Boxen, Schwimmen, Fußball und Turnen, an deren Veranstaltungen nach dem Bericht der Jahreshauptversammlung des Vereins 1932 noch über 2.500 Menschen teilgenommen hatten, kam zum Erliegen. Trotzdem versuchten die noch vorhandenen Arbeitersportler während der nun folgenden Jahre, den Kontakt untereinander aufrecht zu erhalten und sich gegenseitig zu helfen.

Neuanfang nach 1945

Diesen Kontakten untereinander, die trotz der Gefahr der Verfolgung auch während des Krieges aufrechterhalten wurden, war es zu verdanken, dass es den zumeist älteren, nun aus dem Krieg zurückgekehrten Anhängern der Freien Turner nach 1945 wieder relativ rasch gelang, ihren Sportverein auf dem alten Vereinsgelände in der Mergentheimer Straße wiederaufleben zu lassen. So wurde schon am 02. Mai 1946 unter dem Abteilungsleiter Fritz Kaufmann, der bereits 1928 vom Würzburger FV zur FTW gekommen war, die Fußballabteilung der FTW wiedergegründet und damit der Neuaufbau des Vereins eingeleitet. Auch die neue Schwerathletik-Abteilung entstand, die sich 1946 zum Training meist in Kellerräumen traf und der es erst nach der Rückkehr Otto Menigs aus der Kriegsgefangenschaft 1947 gelang, eine eigene improvisierte Ringermatte anzuschaffen, die aus alten Hopfensäcken zusammengenäht war.
Der erste Vorsitzende des Vereins nach 1945 wurde wieder Josef Oesterreicher, der diesen Posten bereits 1933 innegehabt hatte, und an dessen Wiederwahl auch deutlich wird, dass der Neuaufbau in Deutschland nach der "Stunde Null" im Wesentlichen von den Personen bewerkstelligt wurde, die sich bereits vor 1933 in Politik und Gesellschaft engagiert hatten.
Seine Wiederwahl war aber gleichzeitig auch der deutliche Ausdruck der Überalterung der Mitglieder des Vereins zu dieser Zeit, bedingt durch den Tod oder die Kriegsgefangenschaft zahlreicher jüngerer Mitglieder. So waren zum Beispiel die ältesten aktiven Spieler der Fußballabteilung damals mit Kriege, V. Wagenhäuser und W. Blankl, 40, 48 und 51 Jahre alt. Valentin Wagenhäuser verwaltete zu dieser Zeit übrigens als Kassier auch das Vereinsvermögen der FTW, das nach ihrem damaligen Antrag auf Zulassung bei der zuständigen amerikanischen Militärregierung 600 Mark betrug. Zweiter Vorstand wurde Josef Schneider.
Die Fußballschuhe und der größte Teil der Sportbekleidung für Wettkämpfe mussten allerdings auf dem Schwarzmarkt besorgt werden, da bis zur Währungsreform Kleidung nur auf Bezugsschein erhältlich war. Ebenso wurde auch der Spielbetrieb auf dem Gelände in der Mergentheimer Straße improvisiert. Umgezogen wurde direkt am Platz und die Kleider wurde an den Bäumen aufgehängt. Die Spielerversammlungen der Aktiven fanden in den verschiedenen Grombühler Gaststätten statt. Unter der Vorstandschaft von Puschert, der allerdings bald darauf tödlich verunglückte, und Wolfgang Bankl hat sich der Verein dann bereits im Sommer 1949 an den Wiederaufbau des Vereinsheims in der Mergentheimer Straße gewagt. Die Baumaterialien hierfür wurden zum Teil von der Stadt zur Verfügung gestellt, wobei die Vereinsmitglieder sie allerdings meist selbst aus den Trümmern der am 16. März 1945 zu über 90% zerstörten Stadt bergen mussten. So stammen zum Beispiel die Eisenträger wohl aus den Trümmern des früheren alten Gymnasiums (heute Wirsberg-Gymnasium), das seinen ursprünglichen Platz an der Stelle des heutigen Polizeipräsidiums in der Innenstadt hatte. Doch wurde der Wiederaufbau des Vereinsheims auch finanziell unterstützt, wenn es sich auch dabei nur um einige wenige hundert Mark handelte, die jedoch in der finanziell sehr schwierigen Zeit nach der Währungsreform eine große Hilfe bedeuteten. Das 50. Stiftungsfest des Vereins 1949 konnte daher zwar nur in bescheidenem Umfang, aber doch in der Gewissheit begangen werden, dass es von nun an wieder aufwärts gehen würde.
Die Arbeiten am neuen Vereinsheim zogen sich infolge der finanziellen Engpässe, der bestehenden Materialknappheit und der bis in die fünfziger Jahre andauernden Massenarbeitslosigkeit aber trotzdem noch einige Jahre hin, bis endlich, am 30. Oktober 1954, der Verein die Einweihung seines neuerbauten Heimes feiern konnte. Bereits zwei Jahre später, im September 1956, wurde der Grundstein für eine eigene Turnhalle gelegt, um den neuerstandenen Hallensportabteilungen, wie zum Beispiel der 1953 gegründeten Tischtennisabteilung, geeignete Sportanlagen zur Verfügung stellen zu können. Über 25.000 DM und 4800 Stunden Eigenleistung der Vereinsmitglieder wurden unter dem damaligen Vorstand Kruse in diese Turnhalle investiert, ehe sie am 06. und 07. Juli 1957 endlich ihrer Bestimmung übergeben werden konnte. Zu dieser Zeit waren im Rahmen der Freien Turner Würzburg Abteilungen für Turnen, Rhönrad, Faustball, Ringen, Gewichtheben, Fußball, Judo, Tischtennis und Korbball vorhanden. Und sogar für die musikalische Begleitung war gesorgt. Die FTW verfügte ü,ber einen eigenen Spielmannszug, der nicht nur bei Vereinsfesten auftrat, sondern auch an verschiedenen Musikfesten teilnahm und beim Würzburger Rosenmontagszug mitmarschierte. Die Zukunft des Vereins schien also gesichert, zumal damals im Verein auch noch umfangreiche Jugendarbeit betrieben wurde. So verfügte allein die Fußballabteilung neben ihren vier aktiven Mannschaften im Erwachsenenbereich auch noch über zwei Jugendmannschaften und ein Schülerteam. Und auch der Erfolg schien gegeben: Die Erste Mannschaft der FTW-Fußballabteilung konnte in der Saison 1956/57 unter ihrem Trainer Sepp Matajka und unter der Führung von Abteilungsleiter Hans Löblein immerhin die Vizemeisterschaft in der C-Klasse Würzburg erringen. Doch blieb man damit wie zu allen Zeiten natürlich immer im Schatten der großen Würzburger Fußballvereine. Ihren relativ hohen Bekanntheitsgrad in diesen Zeiten verdankten die Freien Turner daher eher den Sportlern anderer Disziplinen, die zu dieser Zeit dem Verein mit ihren Erfolgen nicht nur in Würzburg, sondern auch überregional eine größere öffentliche Wirkung verschafften.
So stellten die FTW zum Beispiel mit Peter Söder einen Bundeswettkampfsieger im Rhönradfahren und die Gebrüder Markert aus der traditionell sehr starken Schwerathletikabteilung der Freien Turner konnten einige Zeit später, im Jahr 1968, sogar die Bayerische Meisterschaft im Gewichtheben erringen.
Jedoch konnten diese Erfolge und auch die starke Phase, die sich nun bei der FTW-Tischtennisabteilung abzeichnete, nicht darüber hinwegtäuschen, dass in der Geschichte unseres Vereins nach 1945 nun ein Wendepunkt eingetreten war und die Zeit des sportlichen und personellen Niederganges begann. Zahlreiche ältere Mitglieder, die den Verein nach 1945 wiederbegründet und bis jetzt getragen hatten, schieden nun aus Altersgründen aus dem aktiven Sportlerleben aus und es gelang trotz intensiver Bemühungen nicht, diesen Aderlass durch eine ausreichende Nachwuchsarbeit und Mitgliederwerbung zu kompensieren. Der in Zeiten des Wirtschaftswunders verstärkt einsetzende soziale Wandel und das Aufbrechen der bis dahin fest gefügten sozialen Strukturen in der Bundesrepublik Deutschland trugen ebenfalls dazu bei, dass nicht nur die Freien Turner Würzburg, sondern die gesamte Arbeitersport- und -kulturbewegung in Deutschland in eine Krise geriet, die zum Zusammenbruch vieler dieser Arbeiterorganisationen führte.

De Arbeiterturnerbund (ATB), der sich 1921 in Arbeiter-Turn- und Sportbund (ATSB) umbenannte, hatte bereits 1948 auf eine Wiedergründung seiner Sportorganisation verzichtet, und war im Deutschen Sportbund aufgegangen. Bei den Freien Turnern schlug sich dieser Umbruch in einem Rückgang der Mitgliederzahlen und in der Auflösung von Abteilungen nieder, die aufgrund des Nachwuchsmangels nicht mehr aufrechterhalten werden konnten. So mussten bereits gegen Ende der fünfziger Jahre die Judo-, die Korb- und die Faustballabteilung aufgelöst werden. In den sechziger Jahren stellten die eben noch so erfolgreichen Rhönradfahrer und die Schwerathleten ihren Sportbetrieb ein und nach und nach musste eine nach der anderen Abteilung diesem Beispiel folgen, bis der Verein schließlich nur noch über eine Tischtennis- und eine Fußballabteilung verfügte. Diese erleben jedoch erstaunlicherweise beide gerade in dieser Zeit einen Höhepunkt ihrer Entwicklung. So gelang es zum Beispiel der Tischtennisabteilung 1968/69 mit ihrer ersten Herrenmannschaft (Matuschka, Lexa, Rüber, Ulrich, Krämer, Dorn) in die 2. Bezirksliga-Ost aufzusteigen und sich dort immerhin bis zur Saison 1973/74 zu behaupten. Die Fußballabteilung konnte den bisher größten Erfolg in der Geschichte ihrer Abteilung vermelden, als es in der Saison 1968/69 erstmals und bisher zum einzigen Male gelang, die unterste Spielklasse im Kreis Würzburg zu verlassen. Die Mannschaft belegte nach einer völlig unnötigen 0:2-Niederlage im vorletzten Spiel gegen Euerfeld den zweiten Platz und konnte sich daher als Vizemeister mit einem Verhältnis von 37:7 Punkten und 92:34 Toren für die B-Klasse qualifizieren. Als Spieler waren damals beteiligt: Ruß, K.H. Müller, W. Müller, Pallaske, Buff, Blümlein, Ziegler, H. Krämer, K. Krämer, G. Löblein, Bauer, R. Meier, Schulz, K.H. Popp, Koch, P. Stronk, G. Schober und Richter. Der Trainer war Dr. Fritz Spieker und die Abteilungsleitung hatte Wolfgang Stronk inne. Jedoch konnte diese Klasse von der Fußballabteilung nicht gehalten werden und es erfolgte daher bereits zwei Spielzeiten später der neuerliche Abstieg in die C-Klasse. Keine guten Vorgaben also für das 75-jährige Vereinsjubiläum der Freien Turner, das am 7. Juni 1974 mit einer Eröffnungsrede des damaligen Würzburger Oberbürgermeisters Klaus Zeitler begangen wurde. Zumal zwei Jahre zuvor, in der Nacht von 12. auf den 13. Juli 1972, auch noch die Vereinsgaststätte vollständig ausgebrannt war, wobei ein Sachschaden von 15.000 DM angerichtet wurde und alle Spielerp&aumL;sse der Fußballabteilung verbrannten.
Trotzdem wurde dieses Vereinsjubiläum ein freudiges Ereignis, bei dem die langjährigen Vereinsmitglieder Willi Ros, Fritz Kaufmann und Willi Eilers für ihre Verdienste um den Verein zu Ehrenmitgliedern ernannt wurden. In der ca. von 1972 bis 1978 erscheinenden Vereinszeitschrift "FTW-aktuell", die allen Mitgliedern kostenlos zugeschickt wurde, wurde in einer Sondernummer ausführlich darüber berichtet. Der Verein verfügte zu dieser Zeit (1976) über 185 erwachsene Mitglieder und 46 Jugendliche.
Neben den üblichen Sportveranstaltungen fanden für sie damals alle vierzehn Tag ein Seniorenstammtisch und einmal wöchentlich ein Familienschwimmen in der Mönchberg-Schule statt.
In den folgenden achtziger Jahren führte der Verein schließlich nur noch ein Schattendasein. Sport wurde nur noch in den Abteilungen Fußball und Tischtennis betrieben und auch nur mit mäßigem Erfolg. Besonders nachteilig wirkte sich hier die fehlende Anbindung des Vereins an einen eigenen Stadtteil aus, der den Verein personell gestärkt hätte. Die Freien Turner Würzburg drohten also unterzugehen, und dass dies nicht so kam, war nur dem großen Einsatz einiger Weniger zu verdanken, die sich voll und ganz für den Verein einsetzten.
Das ereignisreiche Jahr 1989 brachte schließlich aber auch für die Freien Turner eine Wende. Mit der Wahl des erst kurz zuvor in den Verein eingetretenen Johann Glücker zum Ersten Vorsitzenden, wurde ein Mann für den Verein gewonnen, dem es gelang, neue Kräfte für den Verein zu mobilisieren. Seit dieser Zeit kann der Verein wieder eine stetige positive Entwicklung verzeichnen. Die Anfang der neunziger Jahre renovierte Turnhalle, der 1997 neu angelegte Sportplatz und die sich Jahr für Jahr verbessernden sportlichen Ergebnisse und wachsenden Mitgliederzahlen sind dafür die auch nach außen hin deutlich sichtbare Ergebnisse. Der Verein konsolidiert sich.

Im Juni 2007 setzte sich die Modernisierung des Vereins schließlich fort. Eine "junge Garde" unter der Führung von Markus Schüll (1. Vorsitzender) und Burkhard Pechtl (2. Vorsitzender) übernahm das Steuer und damit die Verantwortung für die Zukunft der Turner. Es wurde sofort damit begonnen, das Vereinsheim auf Vordermann zu bringen (u.a. Toilettensanierung, neue Theke etc.). Zudem gelang es, die Gastwirtschaft wieder für Vereinsmitglieder und auch für auswärtige Gäste attraktiv zu machen und über ein paar Umwege (u.a. Haxenwirt und Italiener) zu beiderseitigem Vorteil an private Unternehmer zu verpachten. Seit dem Sommer 2009 heißen nun also Steffen und Liane die Gäste in ihrer selbst umgebauten Gaststätte und Sky-Sportsbar willkommen, wo Fußball geschaut, gedartet, um Cocktails gewürfelt oder einfach nur gemütlich im Biergarten gegessen oder getrunken werden kann. Hinzu kommt auch noch, dass Gäste nach Absprache die vereinseigene Halle oder die Gaststätte für Feierlichkeiten oder sonstige Anlässe mieten können.
Weiterhin bemüht sich der Verein sehr intensiv um die Rekrutierung neuer Vereinsmitglieder, speziell im Männerfußballbereich. Die Erfolge des neuen Managments sind überall spürbar und die Mitgliederzahlen steigen Jahr für Jahr. Auch sportlich läuft es nun wieder besser, so dass neben der ersten auch eine zweite Mannschaft im Ligawettbewerb etabliert werden konnte. Die Freien Turner Würzburg blicken also optimistisch in die Zukunft mit der Gewissheit, dass ihr Schicksal in guten Händen liegt.

Im Jahr 2010 sind 3(!!!) neue Abteilungen dazu gekommen! Das ist zum Einen unsere Lacrosse-Abteilung, unsere Taekwondo-Abteilung und unsere American Football-Abteilung in Form von den "Würzburg Panthers". Seit Sommer 2011 haben wir eine weitere neue Abteilung, die Lacrosser haben "Nachwuchs" bekommen - wir haben jetzt auch eine Lacrosse-Damenmannschaft! ;-)

2013 wurde der Vorstand der Turner für ihr Engagement mit dem Preis "Vorstand des Jahres" ausgezeichnet. Dieser wird vom Verein der Würzburger Sportvereine sowie der Mainpost vergeben. Ein Artikel in der Mainpost führt diese Ehrung etwas genauer aus.

Wer sich für die aktuellere Geschichte der Turner interessiert, schaut am besten oben links im Menü nach, da gibt es einen Punkt Oldnews mit den "abgelaufenen" Meldungen der roten Box non der Startseite. Dort können Sie die neueren Ereignisse in der Geschichte der Freien Turnerschaft Würzburg e.V. gerne verfolgen...


Wir suchen für ALLE Abteilungen (Fußball, Tischtennis, Lacrosse, Taekwondo und American Football) neue Mitglieder! Einfach eine Mail an die Kontaktadresse.